Die Umrundung des Bodensees 2020. Wie alles begann: Vor ein paar Jahren bin ich mit dem KCF bis nach Koblenz gepaddelt. Im selben Jahr mit einem Freund weiter bis Holland. Vor elf Jahren paddelte ich mit Freunden aus dem KCF von Rheinkilometer 0 bei Konstanz bis nach Frankenthal. Mit unserer Wildwassergruppe habe ich in der Schweiz verschiedene Etappen auf Vorder- und Hinterrhein gemeistert. Mehr oder weniger souverän. Die Strecke durch Rotterdam bis in die Nordsee, bei Hoeck van Holland, steht auch in meinem Fahrtenbuch. Was mir fehlte, war der Bodensee, das schwäbische Meer. Nun im Corona-Sommer 2020 hat es geklappt. Leider alleine.
Die Umrundung des Bodensees 2020. Der Plan war, dass ich ab Konstanz den Bodensee entgegen dem Uhrzeigersinn am Ufer entlang umrunde. Also suchte ich eine sichere Parkmöglichkeit für mein Auto. Dies war nicht einfach. Entweder durften keine Vereinsfremden auf und in die Vereinsanlagen der ortsansässigen Kanuclubs oder es wurden Baumaßnahmen durchgeführt. Corona halt. Beim KC Singen in Iznang wurde ich fündig. Dort durfte ich mein Auto gegen eine geringe Gebühr sicher im Schatten parken. Was meine Strecke um zweimal 18km erhöhte. Aber es gibt Schlimmeres.
Los ging es um Schlag fünf Uhr am frühen Morgen des 27.07.2020. Drei Stunden später kam ich beim KC Singen an. Nach der Klärung, wo genau ich parken sollte, verlud ich meine sieben Sachen ins Kajak (in Realität waren es mehr – deutlich mehr und viel zu viel) und startete frisch fromm fröhlich frei gegen 9 Uhr bei herrlichem Paddelwetter am Untersee. Vorbei an der Gemüseinsel Reichenau paddelte ich Konstanz entgegen. Gegen die Strömung ging es dann in den Obersee. Wow! Was für eine Menge Wasser lag da vor mir! Schlagartig war es vorbei mit der Beschaulichkeit, der Ruhe des Untersees. Motorboote, Segelboote und wild umher hupende Fahrgastschiffe und Fähren sorgten dafür, dass ich in Habacht-Stellung war. Vorbei am Konstanzer Hafen, ein Gruß an die Imperia, Kreuzlingen passiert und es wurde etwas ruhiger. Nach ca. 43km erreichte ich mein erstes Etappenziel am Campingplatz von Arbon in der Schweiz. Der Campingplatz war nahezu komplett belegt. Auf der Zeltwiese standen die Zelte dicht an dicht. Abstand in Zeiten von Corona? War da was? Ich baute mein Igluzelt auf einer relativ großen Fläche so auf, dass die Abstände gewahrt werden konnten. Nachdem sich eine Jugendgruppe gegen 21 Uhr zum Feiern verabschiedete, wurde es schnell ruhig und ich verkroch mich noch vor 22 Uhr ins Zelt.
Gegen sechs Uhr am Morgen des zweiten Tages plärrte ein kleines Kind in einem der Nachbarzelte. Beruhigen ließ es sich nicht mehr. Weiterschlafen war auch nicht mehr drin. Also raus aus dem Zelt, waschen, frühstücken und packen. Gegen halb acht war ich auf dem Wasser. Kein Wind, keine lärmenden Motorboote, keine Wellen, wie schon am Vortag ein glasklarer Blick auf Schweizer und Lechtaler Alpen, den Pfänder bei Bregenz, die Mündung des Alpenrheins. Kurz: Herrlich. Entlang der Bucht von Rohrschacht erreichte ich die Mündung des alten Rheins. Eine Weile später die Mündung des Rheinkanals. Und ja, er ist spürbar kälter. An Bregenz vorbei mit Blick auf Lindau erreichte ich wieder das deutsche Ufer. Mittagsrast. Danach wollte ich noch schauen, wie weit mich meine Arme bringen. Ein aufziehendes Gewitter, mit einer Entladung, gefühlt direkt über mir, ließ mich ganz spontan die Tagesetappe bei der Mündung der Argen beenden und das Gewitter im Zelt auf dem Campingplatz aussitzen.
Tag drei. Diesmal hatte ich keinen Wecker. Somit ging es erst eine Stunde später los. Aber die Bedingungen waren ähnlich traumhaft. Vorbei an Friedrichshafen, begleitet vom Zeppelin, weiter nach Immenstadt und Hagnau. Vor Meersburg legte ich meine Mittagspause ein. Denn ab Meersburg, wo auch der Überlingersee beginnt, sind wieder die Fahrgastschiffe und Fähren unterwegs. Es hieß wieder Augen auf und aufpassen. Unteruhldingen mit den rekonstruierten Pfahlbauten waren der Höhepunkt an diesem Tag. Da es noch früh am 29.07.2020 war, beschloss ich, noch etwas weiter zu paddeln bis zur DKV-Station in Überlingen. Leider nimmt der Überlinger PC wegen Corona keine Übernachtungsgäste auf. Dies erfuhr ich aber erst vor Ort. Den in meiner veralteten Literatur aufgeführten Campingplatz gab es nicht mehr. Der nächste war in Bodman-Ludwigshafen. Zwei Anfängerfehler bei der Fahrtenplanung. Und dies mir! Für mich waren es knapp 50km an diesem Mittwoch. Zeltaufbau, Getränke nachkaufen, Abendessen und Körperpflege. Mehr Aktivitäten wollte ich nicht mehr.
Donnerstag, 30.07.2020, vierter und letzter Tag. Da die Temperaturen für den Freitag auf weit über 30°C vorhergesagt waren, entschied ich mich die 45km zum KC Singen an einem Tag zu paddeln. Vorbei an der Marienschlucht sowie der Blumeninsel Mainau, erreichte ich wieder Konstanz. Diesmal ging es mit der Strömung in den Untersee. Vorbei an der Reichenau schipperte ich meinem Ausgangspunkt entgegen. Geschafft, aber zufrieden verlud ich mein Hab und Gut, bezahlte die Parkgebühr und dieselte gegen halb fünf am Nachmittag frisch geduscht Richtung Pfalz.
Fazit: Schön war‘s. Aber da ist noch das Stück Alpenrhein. Zwischen Reichenau/ CH bis zur Mündung in den Bodensee. Aber dies wird eine andere Geschichte.
Reiner Ganß
KCF-Wasserwanderwart